Der letzte Blick auf meinen geliebten See.
Ab heute Nacht kehre ich meinem Heimatort den Rücken, um nach all den Strapazen der letzten Wochen ein Neuanfang zu starten. In der Großstadt, wo mich niemand kennt und niemand weiß was ich erlebt habe.
Andere Frauen in meinem Alter haben Kinder, sind verheiratet und leben in einem schicken Haus.
Nur ich, Leonie Falkenberg habe bis vor kurzem ein renommiertes Seniorenheim in einem kleineren Ort nahe der Berge geleitet.Als meine Mutter vor 8 Jahren verstarb , wurde ich über Nacht und mit wenig Erfahrung die jüngste Leitung einer Einrichtung. Ich habe mich immer in die Arbeit gekniet , meine Mutter hat mir vorgelebt,dass ein Leben für Andere mehr wert ist als ein egoistisch verbrachtes Leben.
Doch der Wandel kam vor 3 Monaten...........
Die Sterbefälle häuften sich und der Ruf sank ins Bodenlose.
Im Dorf beim Einkauf wurde ich mit zweifelnden Blicken angesehen und natürlich wusste ich, dass die Tratschtanten behaupteten, dass es alles nicht mit rechten Dingen zu ging. Aber ich stand drüber , noch hatte ich genug auf der Warteliste. Aber Einer nach dem Anderen sprang ab bzw verliess das Heim. An einem Dienstag standen plötzlich zwei Beamte von der Kriminalpolizei vor mir und informierten mich , dass Untersuchungen angestellt werden , weil der Verdacht der aktiven Sterbehilfe im Raum stünde. Mir rieß es schier den Boden unter den Füßen weg. Und noch bevor ich mich recht besinnen konnte,veranlasste der Bürgermeister, das unser Haus mit sofortiger Wirkung geschlossen wird. Für die Bewohner waren schon Plätze in anderen Heimen vermittelt wurden und das Personal bekam ebenfalls andere Wirkungsorte. Ich stand binnen 24 stunden ohne Existenz da. Ein Haus mit 50 Plätzen war leer , wie eine Geisterstadt in einem schlechten Western. Von einem der Polizeibeamten bekam ich die Auflage , dass ich das Dorf nicht verlassen dürfte bis die Sache geklärt ist und so wandelte ich jeden Tag wie ein Poltergeist durch mein Heim und erledigte Schriftkram oder nahm Telefonate entgegen oder ich saß im Dachgeschoß auf der Terrasse in der Sonne. Die Gerichtsverhandlung vor einer Woche war der reinste Spießrudenlauf, aber alle Untersuchungen ergaben , dass es alles natürliche Tode waren und so wurde ich freigesprochen. Der Bürgermeister kam einen Tag später zu mir und bot mir für das Heim und für mein Elternhaus 500.000Euro , wenn ich binnen einer Woche das Dorf für immer verlasse, denn er dulde nicht länger so einen wandelnden Schandfleck in seinem schönen Dorf. Ich wusste dass ich diesen Strohalm ergreifen muss und versprach ihn bis Freitag verschwunden zu sein und in sein scheinheiliges Dorf würde ich nie wieder einen Fuß setzen.
Das Grab meiner Mutter umsorgt die ansässige Gärtnerin , eine alte Schulfreundin meiner Mutter und die einzige die mir zur Seite stand trotz der ganzen Geschehnisse.
Heute Abend fahre ich in die Großstadt. Ich habe dort eine kleine 2 Zimmer Wohnung in einem Hochhaus und arbeite in einer Seniorenresidenz als Pflegekraft.
Weit weg von den Verleumdungen.
bluefantasy am 13. November 14
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meine Güte, was für eine Horrorstory.. Ich wünsche Dir ganz viel Spaß beim Erkunden des Großstadtlebens und die Kraft, deinen Neuanfang durchzustehen und zu nutzen. Nichts passiert umsonst, vielleicht hat dein Leben etwas größeres mit Dir vor:)